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Open Access

Begriffserklärung

Open Access (Offener Zugang) bedeutet freier, d.h. kostenfreier und öffentlich verfügbarer Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen wissenschaftlichen Materialien im Internet. Interessierte können diese Texte oder Daten lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken und auch sonst nutzen – ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren. Die einzige Einschränkung sollte darin bestehen, den jeweiligen Autor*innen die Kontrolle über ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird. Wesentliche Ziele von Open Access sind eine möglichst große Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse (siehe Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen 2003) sowie eine höhere Geschwindigkeit von Veröffentlichung und Zugriff.

Als Meilenstein der Open-Access-Bewegung gilt die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, die am 22. Oktober 2003 von 19 deutschen und internationalen Forschungsorganisationen beschlossen. Inzwischen haben mehrere Hundert Institutionen in Europa die Erklärung unterzeichnet, z.B. die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und die CERN.

Open Acess in der Forschung

Im Zuge der Digitalisierung verändert sich die Landschaft für wissenschaftliche Publikationen grundlegend. Durch die Möglichkeiten von Open Access werden neue Zugänge zu Wissen eröffnet und eine breitere gesellschaftliche Teilhabe an wissenschaftlichem Wissen ermöglicht.

Über die Potenziale von Open Access besteht in der öffentlichen Debatte weitgehend Konsens, doch gibt es große Unterschiede, was darunter verstanden wird und unter welchen Konditionen Open Access eingeführt werden sollte.

Von Open Access sind die Publikationswege im Wissenschaftssystem im Kern betroffen. Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in einem angesehenen Fachverlag ein entscheidender Faktor für die wissenschaftliche Reputation bzw. die weiteren Karrierechancen in der Wissenschaft, etwa bei Berufungsverfahren für eine Professur oder bei der Drittmitteleinwerbung. Dieses Erfordernis des Wissenschaftsbetriebs bildet eine wichtige Geschäftsgrundlage von wissenschaftlichen Fachverlagen.

Neue Entwicklungen durch Open Access

Die Möglichkeiten von Open Access haben das Potenzial, das bisherige Publizieren in der Wissenschaft zu revolutionieren.

Die Open Access Bewegung im wissenschaftlichen Publikationswesen kann als Ausdruck der wachsenden Kritik am bisherigen System gesehen werden. Die schärfste Kritik an den großen Verlagen richtet sich gegen die überproportionalen Preissteigerungsraten wissenschaftlicher Journale in den Bereichen Science, Technology und Medical. Da viele Bibliotheken und Hochschulen die hohen „Rückkauf- Summen“ kaum noch aufbringen können, verschlechtert sich der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen gerade in Zeiten einer dynamisch wachsenden Wissensproduktion, obwohl die neuen technischen Möglichkeiten eine schnellere und kostengünstigere Distribution und verbesserte Zugangsmöglichkeiten erlauben.

Die Teilhabe und der Zugang zu den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen wird somit in einer Situation zum Problem, in der die wissenschaftliche Kommunikation durch weltweite Vernetzung, fortschreitende Spezialisierung und wachsende Anforderungen an den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft immer wichtiger wird. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass die Veröffentlichungstätigkeit der Verlage mit der beschleunigten Wissensproduktion nicht Schritt hält, da der gesamte Produktionsprozess vom Peer- Review-Verfahren bis zur Veröffentlichung sehr lange dauert und die Ablehnungsquote eingereichter Manuskripte bei manchen Zeitschriften bis zu 90 Prozent betragen kann. Wissenschaftliche Ergebnisse, die im allgemeinen Interesse mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, sollten auch allen Leser*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft als öffentliches Gut frei zur Verfügung stehen.

Quellen:

  • Budapester Open Access Initiative und Berliner Erklärung. In: Informationsplattform Open Access, URL: https://open-access.net/informationen-zu-open-access (Zugriff: 20.05.2019).
  • Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (deutsche Über-
    setzung); es gilt die englische Fassung: https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung (Zugriff: 10.5.2019).
  • Heidemarie Hanekop/Volker Wittke: Das wissenschaftliche Journal und seine möglichen Alternativen: Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation durch das Internet. Göttingen 2005.