Im Umgang mit der Macht

Angela Borgwardt: Im Umgang mit der Macht. Herrschaft und Selbstbehauptung in einem autoritären politischen System. (= Dissertation, Freie Universität Berlin). Publiziert mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002.

Link zur Publikation

Inhalt und wichtige Ergebnisse

Im Fokus der machtanalytischen Studie stehen die Möglichkeiten der Selbstbehauptung in einem autoritären Herrschaftssystem. Diese Frage wird exemplarisch an Konflikten zwischen der Staatsmacht der DDR und kritischen, prominenten Autoren (Stefan Heym, Wolf Biermann) und einer Autorin (Christa Wolf) untersucht. In einem integrativen Forschungsansatz aus politik- und literaturwissenschaftlichen Verfahren werden neben literarischen Texten und offiziellen SED-Quellen auch unveröffentlichte Archivdokumente aus Kulturbürokratie und Verlagen der DDR analysiert.

Um die Kritik der politischen Akteure einzuordnen, wurde ein mehrdimensionales Schema politischer Systemdistanz entwickelt, das durch systematische Begriffsbildung einen kategorialen Beitrag zur Oppositions- und Widerstandsforschung darstellt.

Die Ergebnisse ermöglichen einen differenzierten Blick auf die Herrschaftswirklichkeit in der DDR, verdeutlichen aber auch die besonderen Potenziale der Literatur und machen typische Funktionsmechanismen von Diktaturen transparent. So wird aus der detaillierten Analyse einer konkreten historischen Konstellation ein Strukturmodell vielfältiger Selbstbehauptungsstrategien und Herrschaftstechniken herausgearbeitet, das auch zur Interpretation anderer autoritärer Systeme und ihrer Konflikte mit politischer Gegenmacht dienen kann.

Pressespiegel (Auszüge aus Rezensionen)

„Künftige Arbeiten werden sich an den von Angela Borgwardt gesetzten Standards messen lassen müssen.“ (Beate Ihme-Tuchel, in: H-Soz-u-Kult, 25.6.2003)

„Mit einem subtilen analytisch-theoretischen Instrumentarium und der Verarbeitung einer beeindruckenden Menge von Quellen und Fakten gelingt es der Autorin bei aller Differenzierung der individuellen Fälle dennoch plausible Grundmuster herauszuarbeiten. An diesen überindividuellen Merkmalen ist ein neues Bild des vermeintlich wohlbekannten, oft in die plakative Formel „Geist und Gewalt“ gefassten Verhältnisses abzulesen.“ (Urs Meier, in: medienheft, 22.09.2003)

„Es gehört zu den weiteren Vorzügen dieses materialreichen und spannend zu lesenden Buches, dass es die drei ausgewählten Schriftsteller nicht gegeneinander ausspielt – was angesichts ihrer unterschiedlichen Biographien und künstlerisch-moralischen Temperamente ein Leichtes gewesen wäre –, sondern sie durch behutsame, textnahe Konfliktmodellierung als historische Subjekte darstellt, die die ihnen subjektiv wie objektiv jeweils erreichbare Handlungsfreiheit bis an die Grenze des Möglichen ausschöpften. (…) “ (Beatrix Langner, in: Neue Zürcher Zeitung, 2003)

„Bei solider Wissenschaftlichkeit ist die systematische Analyse mit ihren vielen konkreten Beispielen eine geradezu spannende Lektüre für die politische Bildung, namentlich in der differenzierten Darstellung, wie kritische Schriftsteller angesichts einer scheinbar übermächtigen Staatsmacht Handlungsspielräume ausloten (…) und so einen sehr wesentlichen Beitrag zur Überwindung der bestehenden Machtgefüge leisten.“ (Werner Rossade, in: Das Parlament, 25.08.2003)

„All told, Angela Borgwardt’s contribution to the field of GDR research represents an important step in drawing up a system to describe the relationship between the authority of the state and the room in which public intellectuals confronted that power.“ (Robert Dougherty, in: H-German, August 2004)