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Publizieren in der Wissenschaft

Begriffserklärung

In der Wissenschaft hat das Publizieren von Forschungsergebnissen eine besondere Bedeutung, da es sich unmittelbar auf die Reputation der Wissenschaftler*innen auswirkt.

In den Naturwissenschaften sind Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften (Journals) das wichtigste Medium zur Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Hier haben Nature und Science auf internationaler Ebene herausragenden Einfluss und hohes Ansehen. Das Renommee einer Zeitschrift wird über den Journal Impact Factor (JIF) errechnet, der den Einfluss einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift (über die Zitationshäufigkeit in anderen Zeitschriften) als Zahl wiedergibt. Die Veröffentlichung von Artikeln in angesehenen Fachzeitschriften ist deshalb für die Reputation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von zentraler Bedeutung.

Wissenschaftliche Journals werden häufig von einem Herausgebergremium geleitet, das eingereichte Artikel durch andere Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in einem unabhängigen und meist anonymen Begutachtungsprozess (Peer-Review-Verfahren) auf ihre Qualität prüfen und – gegebenenfalls nach Korrekturen durch die Autorinnen und Autoren – über den Verlag veröffentlichen lässt. Die Autor*innen, Herausgeber*innen und Gutachter*innen werden für ihre Arbeit in aller Regel nicht vergütet. Vertrieben werden die Zeitschriften über das Modell, wonach Bibliotheken, Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen jährlich zu erneuernde Subskriptionen oder Abonnements der Zeitschriften erwerben müssen, damit sie ihren Nutzer*innen die darin publizierten wissenschaftlichen Beiträge kostenfrei zur Verfügung stellen können.

Allerdings unterscheidet sich die Publikationskultur in den Fachdisziplinen. In den Geisteswissenschaften und teilweise in den Sozialwissenschaften spielen Buchveröffentlichungen bei renommierten Fachverlagen die zentrale Rolle für die Reputation von Forscher*innen. Hier zeigt sich die Tendenz, dass Verlage ihre Dienstleistungen aus Gründen der Kostenersparnis immer stärker reduzieren und die Autor*innen die Arbeit zunehmend selbst machen müssen (z.B. Erstellen von Druckvorlagen, Lektorat). Dennoch nehmen sie in Kauf, dem Verlag für die Veröffentlichung relativ hohe Preise zu bezahlen, um ein „Siegel“ für Seriosität zu erhalten und ihr wissenschaftliches Ansehen zu steigern.

Kritik am derzeitigen Geschäftsmodell

Insbesondere das Geschäftsmodell der naturwissenschaftlichen Fachverlage steht seit vielen Jahren in der Kritik: Die Wissenschaftsverlage erhalten Artikel, die durch öffentliche Gelder ermöglicht wurden. Der größte Teil der Arbeit wird unentgeltlich von Autor*innen, Herausgeber*innen und Gutachter*innen übernommen. Um die aus Steuermitteln finanzierten Beiträge lesen zu dürfen, müssen erneut Steuergelder aufgewendet werden, da sich die Bibliotheken die Fachzeitschriften teuer zurückkaufen müssen, um ihren Nutzer*innen aktuelle Forschungsstände zugänglich zu machen. Die Gebühren für das Abonnement können bis zu 20.000 Euro pro Zeitschrift und Jahr betragen. Kritiker*innen dieses Systems weisen darauf hin, dass diese Kosten nicht die Produktions- und Vertriebskosten der Verlage widerspiegeln, sondern vielmehr ein öffentliches Gut durch kommerzielle Interessen ausgebeutet wird.

Auf diese Weise könnten die Verlage hohe Renditen erwirtschaften (mehr als 30 Prozent), obwohl sie selbst kaum etwas zum Wert der Zeitschriften beitragen. Kritisiert wird auch, dass manche wissenschaftlichen Journale nur als Gesamtbündel abgegeben werden, sodass Bibliotheken dazu gezwungen sind, auch Journale zu beziehen, an denen sie kein Interesse haben. Als problematisch wird zudem gesehen, dass die Verlage von den Autor*innen die vollständige Übertragung des Copyrights (im angelsächsischen Raum) oder der Nutzungsrechte (in Deutschland) an den eingereichten Arbeiten verlangen, wodurch die Wissenschaftler*innen den publizierten Artikel nicht mehr in digitaler Form im Internet zum Download anbieten bzw. in Open-Access-Archive einstellen können.

Die Möglichkeiten von Open Access haben neue Entwicklungen im Publikationswesen mit sich gebracht.

Quellen:

  • Christian Demand über Wissenschaftsverlage: Privater Gewinn dank öffentlicher Forschung. Deutschlandfunk, 13.9.2017, URL: www.deutschlandfunkkultur.de/christian-demand-ueber-wissenschaftsverlage-privater-gewinn.2950.de.html?dram:article_id=395775 (Zugriff: 1.5.2018)
  • George Monbiot: The Lairds of Learning. In: Monbiot.com, 29. August 2011