Internationale Hochschulkooperationen

Angela Borgwardt: Internationale Hochschulkooperationen, Reihe „Eine Stunde für die Wissenschaft“, Paper No. 7, Berlin 2022.

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Inhalt

Die Bedeutung internationaler Hochschulkooperationen nimmt immer mehr zu, da die großen gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nur gemeinsam auf globaler Ebene bearbeitet werden können. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit der Hochschulen zunehmend komplexer und schwieriger, u.a. aufgrund problematischer politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen, eingeschränkter Wissenschaftsfreiheit in vielen Ländern oder krisenhaften globalen Entwicklungen mit gravierenden Auswirkungen auf das Wissenschaftssystem, wie z.B. internationale Konflikte und Kriege.

Vor diesem Hintergrund müssen Hochschulen und Wissenschaftler:innen entscheiden, wie sie internationale Kooperationen ausgestalten möchten: Welche Werte sollten dabei handlungsleitend sein? Wo liegen die Grenzen für eine Zusammenarbeit?

Im vorliegenden Papier werden Unterstützungsangebote und Kriterien vorgestellt, an denen sich deutsche Hochschulen bei internationalen Kooperationen orientieren können.

Wichtige Ergebnisse

  1. Die großen gesellschaftlichen Aufgaben des 21. Jahrhunderts können nur in einer globalen Verantwortungsgemeinschaft der Wissenschaft gelöst werden. Internationale Hochschulkooperationen haben dabei eine zentrale Bedeutung, finden jedoch in zunehmend komplexen und herausfordernden Kontexten statt. Hochschulen und Wissenschaftler:innen müssen somit entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen sie Kooperationen eingehen möchten und welche Werte in der Zusammenarbeit handlungsleitend sein sollten.
  2. Ein konkretes Beratungs- und Informationsangebot bietet in dieser Frage das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Hochschulkooperationen (KIWi) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Mit einem Kriterienraster, das die systematische Bewertung von Chancen und Risiken ermöglicht, werden Institutionen und Individuen im Abwägungsprozess und bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt.
  3. Leitgedanke bei internationalen Kooperationen sollte sein, dass keine grundsätzlichen roten Linien gegenüber Ländern gezogen werden. Vielmehr sollten deutsche Hochschulen und Wissenschaftler:innen im konkreten Fall eigenverantwortlich und selbstbestimmt auf informierter Basis über ihre Kooperationen entscheiden. Sie sollten sich jedoch an einer Wertebasis orientieren, in der freiheitlich-demokratische Werte und Wissenschaftsfreiheit eine zentrale Rolle spielen.
  4. Internationale Kooperationen deutscher Hochschulen finden im Rahmen einer Außenwissenschaftsrealpolitik statt, die sich zwischen der eigenen Werteordnung und abweichenden Werteordnungen in Partnerländern bewegt. Mit der Umsetzungsstrategie Science Diplomacy wird angestrebt, in Kooperationsbeziehungen den gesellschaftlichen und politischen Kontext einzubeziehen. Die deutschen Hochschulen sollten dabei die eigenen Werte und Interessen stärker als bisher zur Geltung zu bringen.
  5. Um internationale Wissenschaft zukunftsfähig aufzustellen, müssen globale strukturelle Ungleichheiten abgebaut und darauf hingewirkt werden, dass alle Hochschulen weltweit von internationaler Zusammenarbeit profitieren können. Insbesondere der Globale Süden muss in die Lage versetzt werden, gleichberechtigte Hochschulpartnerschaften auf Augenhöhe aufzubauen, sodass ein realer Transfer von Wissenschaft und Kompetenzen stattfindet, der für beide Seiten gewinnbringend ist.
  6. Die Politik muss für geeignete Rahmenbedingungen sorgen und die notwendigen Ressourcen bereitstellen, damit Hochschulen und Wissenschaftler:innen weltweit an Hochschulkooperationen teilhaben und Wissenschaft so betreiben können, dass die Qualitätsstandards in Lehre und Forschung langfristig gewährleistet werden.
  7. Wissenschaft ist ein Teil der Gesellschaft. Deshalb müssen wissenschaftliche Kooperationen im gesellschaftlichen Kontext und in ihren globalen Verflechtungen im internationalen Staatensystem betrachtet werden.

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