Zwischen Forschung und Praxis

Die Rolle der Fachhochschulen im Wissenschaftssystem

Angela Borgwardt: Zwischen Forschung und Praxis: Die Rolle der Fachhochschulen im Wissenschaftssystem (Schriftenreihe Hochschulpolitik, Bd. 14). Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Studienförderung 2016.

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Inhalt

Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Rolle die Fachhochschulen im deutschen Wissenschaftssystem gegenwärtig einnehmen und künftig einnehmen sollten. Aktuelle Entwicklungen werden ebenso dargestellt wie die Geschichte der Fachhochschulen und ihren Wandel zu Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs). Vertiefend wird diskutiert, welche Aufgaben HAWs in den Bereichen Lehre und Weiterbildung, Forschung und Wissenstransfer (Third Mission) haben. Darüber hinaus werden Erfahrungen mit der Fusion von Universitäten und Fachhochschulen sowie der Beitrag der HAWs zu einem offenen und gerechten Bildungssystem thematisiert.

Wichtige Ergebnisse

Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Ausdifferenzierung des deutschen Wissenschaftssystems weiter vorangetrieben werden sollte. Dabei sollte das System im Ganzen betrachtet und nach funktionalen Gesichtspunkten analysiert werden: Welche Aufgaben sind im Wissenschaftssystem zu erfüllen und was können die einzelnen Wissenschaftseinrichtungen – die Universitäten, die Fachhochschulen und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen – dabei leisten? Welche besonderen Funktionen sollten die beiden Hochschultypen Fachhochschulen und die Universitäten übernehmen? Diese Frage betrifft alle Leistungsdimensionen der Hochschulen, neben Forschung und Lehre zum Beispiel auch Third Mission oder Transfer.

Zu diskutieren ist dabei auch die Frage, welches Verhältnis von beruflicher Bildung und Hochschulbildung sinnvoll ist und wie auf die diversen Gruppen von Bildungsnachfragenden und ihre Bedarfe adäquat reagiert werden kann. Ziel sollte sein, das arbeitsteilige, funktional differenzierte Wissenschaftssystem insgesamt weiterzuentwickeln und den sich wandelnden gesellschaftlichen Erfordernissen anzupassen. Dafür ist es notwendig, den viele Jahre dominierenden Kränkungs- oder Abgrenzungsdiskurs zwischen Universitäten und Fachhochschulen zu verlassen und eine funktionale Versachlichung des Diskurses zu erreichen.

Gegenwärtig nehmen Fachhochschulen und Universitäten im ausdifferenzierten Hochschulsystem teilweise gleiche, teilweise andere Aufgaben wahr. Tendenzen, bestehende Unterschiede zu verwischen und die beiden Hochschultypen anzugleichen, sollte entgegengewirkt werden. Vielmehr muss es darum gehen, die unterschiedlichen Rollen und Stärken der beiden Hochschultypen im Wissenschaftssystem weiter auszubilden und den Profilierungsprozess von Fachhochschulen und Universitäten zu unterstützen. Die Fachhochschulen sollten sich darauf konzentrieren, ihre spezielle Mission und ihre Besonderheit im Wissenschaftssystem zu verdeutlichen und eine geschickte Strategie entwickeln, um ihr jeweiliges Portfolio in anwendungsorientierter Lehre und Forschung, Wissenstransfer, Weiterbildung und Beratung auszubilden und zu stärken.

Handlungsempfehlungen

  • Potenziale von Fachhochschulen sichtbar machen
  • Ausdifferenzierung politisch steuern
  • Rahmenbedingungen für gute Lehre schaffen
  • Forschung an Fachhochschulen fördern
  • Ausreichende Finanzierung der Fachhochschulen sicherstellen
  • Studierendenanteile von Universitäten zu Fachhochschulen verlagern
  • Karrierewege für den Nachwuchs an Fachhochschulen etablieren
  • Kooperative Promotionen ausbauen und Stellenwert der Promotion klären

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