Regionale Effekte von Hochschulen

Angela Borgwardt: Regionale Effekte von Hochschulen (Schriftenreihe Hochschulpolitik Bd. 16). Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Studienförderung 2018.

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Inhalt

Die Publikation widmet sich der Frage, wie Hochschulen dazu beitragen können, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ihrer Region zu befördern. Es werden vielfältige Möglichkeiten des Wissenstransfers präsentiert und Beispiele vorgestellt, wie sich Hochschulen in die Gesellschaft öffnen können, etwa durch Community Based Research, Service Learning, Social Entrepreneurship oder eine intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort. Darüber hinaus werden Erfolgsfaktoren für regionalen Wissenstransfer herausgearbeitet und Handlungsempfehlungen gegeben.

Wichtige Ergebnisse

Hochschulen müssen sich angesichts großer gesellschaftlicher Herausforderungen künftig stärker in die Gesellschaft öffnen und dazu beitragen, Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit zu finden. Dies kann nur mit einem interdisziplinären Ansatz und in vielfältigen Kooperationen mit Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung geschehen. Hochschulen haben nicht nur die Aufgabe, Forschungsergebnisse aktiv in die Öffentlichkeit zu kommunizieren, sondern auch zunehmend Bürgerinnen und Bürger in wissenschaftliche Prozesse einzubeziehen.

Vor diesem Hintergrund gewinnt der Wissenstransfer von Hochschulen immer mehr an Bedeutung. Insbesondere in Regionen wirken Hochschulen als Motoren der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung: Sie geben Impulse für Innovationen, bieten Raum für grundlegende Debatten, sichern und schaffen Arbeitsplätze durch Aus- und Weiterbildung, verbessern politische Entscheidungen durch Beratung und sind selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Hochschulen nehmen auch Input aus der Umgebung auf. Dadurch verändert sich die Ausgestaltung der Lehre und es werden neue Forschungsideen generiert. Wissenstransfer ist dabei als wechselseitiger Prozess zu verstehen: als Übertragung von Wissen im Austausch von Hochschulen und Gesellschaft. Beide Seiten erhalten Anregungen von ihrem Gegenüber und können voneinander lernen.

Hochschulen sollten sich verstärkt mit Themen beschäftigen, die für ihr regionales Umfeld relevant sind, z.B. Alter und Pflege, Kommunalentwicklung und Mobilität. Es sollten konkrete Bedarfe und Fragen aufgenommen und die Lösungen gemeinsam mit regionalen Akteuren – und unter Einbezug überregionaler Wissensbestände – erarbeitet werden. Eine Herausforderung besteht darin, diese Lösungen in den sozialen Kontext, die zivilgesellschaftlichen Strukturen und politischen Entscheidungsprozesse vor Ort einzubringen. Wenn dies gelingt, kann diese Form des wechselseitigen Transfers die Entwicklung einer Region entscheidend befördern, inbesondere in strukturschwachen Gebieten.

Wichtig ist, dass Wissenstransfer nicht auf Technologietransfer und Kooperationen mit der Wirtschaft beschränkt wird. Notwendig ist ein erweiterter Transferbegriff, der das forschungsbasierte Wissen allen Teilen der Gesellschaft zugänglich macht. Auch der Innovationsbegriff sollte geöffnet werden, sodass nicht nur technologische, sondern auch soziale und kulturelle Innovationen eingeschlossen sind.

Eine zentrale Aufgabe besteht darin, erfolgreiche Modelle nachhaltig zu implementieren, um längerfristige Effekte zu erzeugen. Auch ist zu prüfen, ob sie in ähnliche Kontexte übertragen und vervielfältigt werden können.

Handlungsempfehlungen:

  • Regionale Rolle der Hochschulen stärken
  • Transferbegriff erweitern und neue Indikatoren entwickeln
  • Transfer an Hochschulen fest verankern
  • Bewertungs- und Anerkennungssystem in der Wissenschaft vielfältiger gestalten (z.B. Berücksichtigung von Transferleistungen bei Berufungsverfahren)
  • Matching und Vernetzung der Akteure befördern
  • Kommunikation in Transferprozessen unterstützen
  • Langfristige und ausreichende Finanzierung von Transferleistungen sichern
  • Transfer strategisch planen und steuern
  • Förderung neu ausrichten
  • Forschung und Lehre mit Transfer verknüpfen

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