Karriere ohne Ende?!

Arbeitsplätze für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Karriere ohne Ende?! Arbeitsplätze für den wissenschaftlichen Nachwuchs (Schriftenreihe Hochschulpolitik Bd. 4). Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Studienförderung 2011.

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Inhalt

Im Mittelpunkt der Publikation steht der wissenschaftliche Nachwuchs als Fundament und Zukunft eines leistungsfähigen Wissenschaftssystems: Wie können junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestmöglich gefördert werden? Wie können im deutschen Hochschulsystem verlässliche Karriereperspektiven und attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen werden?

Wichtige Ergebnisse

Handlungsempfehlungen

Um für den wissenschaftlichen Nachwuchs verlässliche Karriereperspektiven, klar strukturierte Qualifikationswege und attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, wären folgende Maßnahmen hilfreich:

Gezielte Personalplanung und -entwicklung durchführen:

Angesichts steigender Studierendenzahlen und der angestrebten Qualitätsverbesserung der Lehre durch höhere Betreuungsquoten wird in den nächsten Jahren sehr viel mehr wissenschaftliches Personal gebraucht. Um dem steigenden Personalbedarf gerecht zu werden, ist an den Hochschulen künftig eine gezielte Personalplanung und -entwicklung notwendig. Dabei sollten die Hochschulen ihre Gestaltungsmöglichkeiten in Personal- und Finanzfragen im Zuge wachsender Autonomisierung aktiver nutzen als bisher.

Gleichstellung voranbringen:

Es bedarf weiterer Anstrengungen, um die wissenschaftlichen Karrieremöglichkeiten von Frauen zu erhöhen, zum Beispiel durch Förderprogramme und Mentoringangebote. Zur Unterstützung der Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Wissenschaft sollten die Hochschulen konkrete Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie umsetzen. Dazu gehören neue Beschäftigungsmodelle (z.B. flexible Arbeitszeitmodelle), hochschulinterne Kinderbetreuungsmöglichkeiten und familienfreundliche Dual Career-Angebote.

Promotionsphase transparenter und strukturierter gestalten:

Strukturierte Promotionsprogramme – etwa im Rahmen von Graduiertenschulen – sollten weiter ausgebaut werden, um eine systematische Betreuung, institutionelle Einbindung und den regelmäßigen fachlichen Austausch von Doktorandinnen und Doktoranden zu gewährleisten. Bei Promotionen, die nicht an ein Ausbildungsprogramm gebunden sind, müssen persönliche Abhängigkeiten verringert und Prozesse transparenter gestaltet werden, zum Beispiel durch einen stärkeren Einbezug der Fakultät, fächerübergreifende Unterstützungsangebote und die Ernennung von Vertrauenspersonen zur Mediation im Konfliktfall.

Mehr Juniorprofessuren mit Tenure Track-Option einrichten:

Die Juniorprofessur hat einen neuen Karriereweg für den wissenschaftlichen Nachwuchs eröffnet, der eine klare Struktur für die Qualifizierung bietet und bereits gute Erfolge zeigt. Die Potenziale dieses Instruments können aber nur dann optimal genutzt werden, wenn deutlich mehr Stellen für Juniorprofessorinnen und -professoren eingerichtet werden. Zudem ist es wichtig, Juniorprofessuren grundsätzlich mit einer Tenure Track-Option auszustatten und die Berufung auf eine Professur an transparenten und erfüllbaren Kriterien auszurichten.

Verschiedene wissenschaftliche Karrierewege etablieren:

Der akademische Karriereweg sollte sich nicht nur am Berufsziel Professur orientieren. Aufgrund der vielfältigen Anforderungen an Hochschullehrende erscheint eine Ausdifferenzierung von Beschäftigungsmöglichkeiten in der Wissenschaft sinnvoll. Möglich wäre die Einführung neuer Personalkategorien neben der klassischen Professur, zum Beispiel Senior Lecturers und Senior Researchers, die sich jeweils stärker auf Lehre oder auf Forschung konzentrieren. Ziel sollte ein differenziertes System von überwiegend selbstständig arbeitenden Hochschullehrenden mit unterschiedlichen Rängen und Arbeitsschwerpunkten sein. Hier könnten angelsächsische Personalmodelle als Vorbild dienen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedene Karriereoptionen bieten und auch Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Systems bereithalten.

Mehr unbefristete Dauerstellen im akademischen Mittelbau schaffen:

Die Befristung von Arbeitsverhältnissen ist bei der Bearbeitung spezifischer Aufgaben in Forschungsprojekten und bei Qualifikationsstellen zweckmäßig, sollte aber nicht den Regelfall im laufenden Hochschulbetrieb darstellen. Wissenschaftliches Personal, das zentrale Daueraufgaben in Lehre und Forschung wahrnimmt, sollte auch dauerhafte Arbeitsperspektiven erhalten und nicht nur kurzfristig aus Drittmitteln finanziert werden. Deshalb müssen erheblich mehr unbefristete Stellen für wissenschaftliches Personal im akademischen Mittelbau geschaffen werden.

Hochschulfinanzierungskonzept entwickeln:

Um mit den genannten Maßnahmen dem wissenschaftlichen Nachwuchs verlässliche Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, ist eine deutlich bessere Grundfinanzierung der Hochschulen zwingend erforderlich. Aufgrund der wachsenden Haushaltsprobleme der Länder muss nach Lösungen gesucht werden, wie sich der Bund wieder wirksam an der Hochschulfinanzierung beteiligen kann. Dies setzt eine hochschulpolitische Reformdebatte über eine Neuverteilung von Kompetenzen zwischen Bund und Ländern voraus. Ziel sollte sein, mit allen Beteiligten ein umfassendes Hochschulfinanzierungskonzept zu entwickeln, das eine ausreichende Ausstattung von Hochschulen sicherstellt und mit der Förderung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Balance bringt. Die Hochschulen müssen so gestärkt werden, dass sie auch in Zukunft ihre Aufgaben für die Gesellschaft wahrnehmen können.

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